Ein Sprichwort sagt, dass Fahrtensegeln bedeutet, sein Schiff an den schönsten Orten der Welt zu reparieren. Die ersten Tage dieser Reise bewahrheitet sich das in eindrucksvoller Weise, denn wir müssen die Einspritzpumpe unseres Motos austauschen, den Wassermacher reparieren und der Autopilot bekommt eine neue Hydraulikpumpe. Das sind zwar alles noch „Nachwehen“ der Atlantiküberquerung, dennoch halten Sie uns länger in der Marina von Le Marin auf als geplant. Als alles wieder einwandfrei funktioniert, freuen sich alle vier an Bord auf die Abreise.
Da wir in der Marina von Le Marin mit dem Heck am Steg fest waren, mussten wir unser Beiboot, das normalerweise an den Davits festgemacht ist, neben dem Schiff im Wasser befestigen. Wir schleppen es nach der Ausfahrt aus der Marina erst einmal bis ans Ende des betonnten Fahrwassers hinter uns her. Das Einholen in der Bucht von Le Marin ist dann etwas schaukeliger als geplant, aber nach einer Viertelstunde haben wir „Röschen“, wie wir unser Dinghy nennen, sicher aufgeholt. Wir setzen die erste kurze Reise fort und sind nach drei Stunden gemütlicher Fahrt in unserer ersten Ankerbucht bei Les Anses-d’Arlet angekommen. Bei der Einfahrt in die Bucht müssen wir zahlreichen Bojen ausweichen, die den Standort von Netzen oder Hummerkörben markieren. Wir finden ein schönes Plätzchen und werfen den Anker auf etwa 12m Wassertiefe. Als wir nach ein paar Minuten ins Wasser springen und den Anker kontrollieren, sehen wir dass wir mittlerweile doch recht nahe an einer der Bojen liegen, die eine der am Boden liegenden Körbe markieren.
Wir erkunden die Bucht und finden gleich in der Nähe unseres Ankerplatzes die Markierung eines zum Schnorcheln geeigneten Riffes mit zahlreichen bunten Fischen. Wie wir später herausfinden werden, gibt es weiter nördlich in der Bucht in Strandnähe ein kleines Schnorchelparadies. Es ist durch Bojen markiert und Bilder zeigen im Inneren des Bereiches die Fische, die man dort sehen kann. Es ist wie im Aquarium: Bunte Fische aller Größen schwimmen ohne Scheu um uns und die vielen anderen Schnorchler herum.
Am nächsten Tag stellen wir fest, dass sich durch die Bootsbewegung über Nacht die Leine der Fischerboje mit unserer Ankerkette am Grund verschlungen hat. Zum Glück hat die Timschal, mit der wir seit Le Marin unterwegs sind, Tauchausrüstung an Bord und nach einem kurzen Taucheinsatz sind wir wieder frei. Allerdings wollen wir das jetzt nicht jeden Tag machen müssen, weshalb wir den Anker lichten und etwas weiter weg erneut setzen. Dabei stellen wir fest, dass sich zwei Führungsbleche an der Ankerwinde, die wir in Portimao haben anfertigen lassen, beim Ankermanöver verbogen haben und herausstehende Nasen die Winde drohen zu blockieren. Die Teile sind aus 10mm Edelstahl, also gehen wir bei unserem nächsten Landgang auf die Suche nach einer Werkstatt, die uns die Teile nacharbeiten kann. Leider ist das Örtchen so klein, dass es dort keinen Schlosser oder eine Autowerkstatt gibt. Auch der Bootsverleih am Strand hat kein passendes Werkzeug. Wir schlendern also weiter durch den Ort und kommen dabei zufällig an der Straßenmeisterei vorbei. Während unseres Spazierganges haben wir bereits die aus kräftigen Stahlträgern geschweißten Kanaldeckel auf den Straßen bemerkt und hoffen, hier auf Hilfe. Wir treffen einen Mitarbeiter, der gerade sein Mittagessen zu sich zu nehmen scheint und schildern unser Problem. Er ist nicht davon abzuhalten, sofort seine Mahlzeit zu unterbrechen und unser Teil zu bearbeiten. Alles klappt wunderbar und wir bedanken uns für die schnelle Hilfe mit einem kleinen Zuschuss für die Kaffeekasse.