Seit ein paar Tagen haben wir ein neues Ritual vor dem Frühstück. Die Segel stehen ja jetzt (mit kurzen Unterbrechungen, aber dazu später…) ganz gut und wir brauchen eine neue Beschäftigung nach dem Wachende. Wir machen daher immer eine Runde an Deck und sammeln die Fliegenden Fische ein, die sich über Nacht an Deck verirrt haben. Manchmal sind sie unter ein Seil oder etwas anderes gerutscht, so dass man sie nicht gleich sehen kann. Aber die an Deck liegenden Schuppen weisen den Weg. Das ist dann so ein bisschen wie Ostereier suchen. Andreas ist auf den Geschmack gekommen und brät siech die kleinen Biester meist als Mittagssnack.
Leider ist bei einem dieser Rundgänge auch der Blick nach oben zur gerade reparierten Klau des Schonersegels gegangen. Die war leider wieder zerbrochen, unsere Reparatur hat die Nacht nicht überstanden. Wir haben den „Ausrutscher“ am gestrigen Abend, als die umherfliegende Maus den Autopiloten ausgeschaltet hat, als wahrscheinlichste Ursache ausgemacht. Das hatte ordentlich gescheppert. Aber das Segel steht trotz des Schadens einigermaßen stabil und wir wollen gerne den guten Wind mitnehmen. Also beraten wir und und beschließen, das Segel solange stehen zu lassen, bis es wieder instabil wird oder eine Flaute kommt, und wir es in Ruhe reparieren können, ohne viel Zeit zu verlieren.
Wir wollten endlich auch den Wassermacher einmal starten, um unseren Tank wieder aufzufüllen. Leider scheint das Gerät eine Mimose zu sein und verweigert aktuell mit fadenscheinigen Meldungen an der Anzeige den Dienst, obwohl wir damit auf La Palma schon einen erfolgreichen Testlauf durchgeführt haben. Ich studiere zum x-ten Mal die Bedienungsanleitung aber nach vielen erfolglosen Versuchen vertagen wir das Thema erstmal.
Falls uns jemals der Strom ausgehen oder Technik ausfallen sollte, können Sonja und Andreas unseren Standort mittlerweile fast im Schlaf mit dem Sextanten bestimmen. Die tägliche mehrmalige Übung trägt Früchte!
In die Abendessenvorbereitung kommt dann doch die Nachricht, dass die Klau wieder ganz durch ist und das Segel geborgen und repariert werden muss. Wir wollen es nicht nur einholen und morgen reparieren, das würde uns zu viel Zeit Kosten, da wir mit dem Ersatzsegel nicht direkt nach Martinique Segeln können, Also runter damit und stattdessen den Klüver als vorübergehenden Ersatz gesetzt. Damit die Segel weiterhin ordentlich stehen, müssen wir unseren Kurs etwa 30 Grad nach Nord ändern, vielleicht könnt Ihr das auf unserer Kurslinie von gestern Abend erkennen. Während ein Teil der Crew also das Abendessen zubereitet (es gibt wieder die leckeren in Meerwasser gekochten Kartoffeln!), bereiten wir anderen die erneute Reparatur und die dafür erforderlichen Teile vor. Nach dem Essen und mit Start der 20:00 Uhr Wache beginnen auch die Arbeiten an der Klau. Gegen Mitternacht sind wir fertig und alle Segel sind wieder oben. Der Kurs wird wieder auf 260 Grad in Richtung Martinique korrigiert und wir sind wieder mit der gleichen Geschwindigkeit unterwegs wie vor der kleinen Unterbrechung.
In den kommenden Tagen sollen Wind und Windrichtung weiterhin fast konstant bleiben. Bis Mitternacht haben wir weitere 128sm in Richtung unseres Ziels zurückgelegt, am Vortag waren wir mit 130sm ähnlich schnell. Am Freitagabend könnte dann die restliche Strecke schon weniger als 1.000sm betragen. Ich ertappe mich immer öfter dabei, wie ich ab und zu die verbleibende Entfernung zum Ziel aus der Karte messe. Ich bin mit der Vorfreude scheinbar nicht alleine, die Reiseliteratur zur Karibik in unserer Bibliothek erfreut sich zunehmender Beliebtheit! Auch die Wassertemperatur nähert sich mit ihren 25,3 Grad bereits den karibischen 27 Grad.
Alle freuen sich jetzt schon aufs nahende Wochenende und Ausspannen. Wir haben beschlossen, gemeinsam Segeln zu gehen!
Viele Grüße an Euch alle zuhause, habt einen schönen restlichen Tag und bis in Kürze auf dieser Welle!