Schonersorgen

Schonersorgen

Heute verbringen wir den Vormittag einmal nicht mit dem Segeloptimierung – wir sind zufrieden mit Kurs und Geschwindigkeit! Stattdessen sammeln wir die über Nacht gestrandeten Fliegenden Fische ein und frühstücken anschließend gemeinsam. Den Rest des Vormittages genießen wir die Sonne an Deck oder holen verpassten Schlaf von der Nachtwache nach. Auch die Decksdusche sorgt vereinzelt für Abkühlung.

Am frühen Nachmittag wundern wir uns dann beim Blick in die Segel, dass unser Schonersegel nicht im Wind steht wie sonst. Einige der Leinen hingen nicht da wo sie sein sollten und schlaff herunter. Beim genaueren Hinsehen stellten wir fest, dass die hölzerne „Klau“ der Gaffel (also der Teil welcher oben am Mast geführt wird) in zwei Teile gebrochen war. So kann das natürlich nicht bleiben und wir entschließen uns zur Reparatur an Bord. Maschinen und Kleinteile sind vorhanden und liegen schnell bereit. Wir lassen das Segel herunter, demontieren die Gaffel und reparieren / verstärken sie mit gelochtem Metallband und vielen Schrauben. Nach gut 2 Stunden ist alles wieder zusammengebaut und das Segel steht wieder. Wir hoffen dass unsere Reparatur bis zum Ziel hält. Die Tischler in der Karibik haben damit wohl schon einmal ihren ersten Auftrag von uns in Aussicht!

Heute Abend ist das „Bergfest“ an Bord geplant, wir werden gegen ca. 18.00 Uhr Bordzeit die erste Hälfte unserer Reise geschafft haben. Dann sind es nur noch 1.375sm bis zur Südspitze von Martinique (dass wir da noch drumherum und in die Marina müssen, lassen wir natürlich unter den Tisch fallen)! Pünktlich stehen Chips und Getränke bereit und wir stoßen sowohl auf das Teamwork bei der Reparatur der Klau als auch auf die Halbzeit unserer Reise an. Wenn der Wind so bliebe, könnten wir in etwa 11 Tagen da sein. Wir werden sehen … In letzten Tag über haben wir mit etwas über 5kn zumindest schon einmal weitere 130sm in Richtung unseres Ziels zurückgelegt.

Am Abend gibt es dann noch einen kleinen Hollywoodreifen Zwischenfall: Die hinter dem Monitor im Deckshaus vermeintlich gut verstaute Maus schießt bei einer Welle quer über die Schalttafel und trifft bei ihrem Aufprall ausgerechnet genau den Schalter des Autopiloten. Der ist nun aus und das Schiff dreht ohne Steuermann aufgrund des im Vergleich zum Schonersegel stärkeren Großsegels in den Wind – normalerweise gleicht der Autopilot das Ungleichgewicht aus. Das Schonersegel flappt natürlich ohne zu zögern auf die „falsche“ Seite und innerhalb kürzester Zeit steht das Schiff und das Ruder hat dadurch keine Wirkung mehr. Also Motor an und wieder auf den richtigen Kurs (262 Grad) zurück. Dass dabei das Schonersegel wieder mit ordentlich Schwung und Getöse in die ursprüngliche Lage zurückkehrt versteht sich von selbst. Es versteht sich natürlich ebenfalls von selbst, dass so etwas genau dann passiert, wenn das Abendessen frisch auf dem Tisch steht und wir gerade mit dem Essen beginnen wollen. War bestimmt alles sowieso noch viel zu heiß …

Die Wellen des Atlantik lassen das Schiff rund um die Uhr ordentlich schaukeln, ab und zu geht daher beim Kochen oder Spülen der eine oder andere Teller zu Bruch, der partout nicht auf der Theke stehen bleiben möchte.

Wir lassen uns von alldem nicht unterkriegen und fangen schonmal langsam an die Reiseführer für die Karibik aus der Bordbibliothek zu lesen.

In diesem Sinne viele Grüße und bis zum nächsten Update!