Heute begann der Tag mit der erneuten Suche nach der bestmöglichen Besegelung und Segelstellung mit dem Ziel, möglichst direkten Kurs auf Martinique halten zu können. Zugegebenermaßen ist das Segeln vor dem Wind nicht Rosies Stärke. Das liegt auch daran, das wir zwar ein neues großes Vorsegel (die „Genua“) angeschafft haben, aber der vorhandene Spibaum (eigentlich für das Focksegel bestimmt) zu kurz ist, um die Genua auszubaumen. Bei Vorwind und der Dünung von 2-3m rollt das Schiff so, dass die Genua immer wieder einfällt, wenn sie nicht ausgebaumt ist. Also haben wir den Tag bis in den frühen Nachmittag damit verbracht, unterschiedlichste Segel und Stellungen auszuprobieren. Die damit verbundenen Kursänderungen zum Setzen oder Einholen der Segel könnt Ihr wahrscheinlich auch an unserem Kusrverlauf sehen. Nun haben wir als Ergebnis das Großsegel im 2. Reff und das Schonersegel gesetzt und fahren mit Wind und Welle im Rücken etwas mehr als 5kn ziemlich genau in Richtung Martinique. Windstärke und Windrichtung sollen noch etwa drei Tage so bleiben – hoffentlich noch etwas länger.
Auch haben sich in der Nacht wieder zwei Fliegende Fische zu uns an Deck verflogen. Allerdings hatte Andreas während der ganzen Segelexperimente keine Zeit zum Ausnehmen und vorbereiten gefunden. Also werden sie morgen als Köder für hoffentlich noch größere Fische herhalten.
Die Duschwassertemperatur beträgt mittlerweile 25 Grad, genauso wie die Außentemperatur tagsüber. Leider zieht nun ab und zu eine Wolke vorbei, dann wird es bei dem Wind doch etwas kühl – aber das ist gegen die Temperaturen zuhause ja alles jammern auf hohem Niveau!
Nach Sonnenuntergang bis der Mond aufgeht ist es stockdunkel um uns herum und man fährt einfach nur in die Dunkelheit hinein. Nachdem wir die Uhren an Bord umgestellt haben, geht die Sonne wenigstens wieder zu einer normaleren Zeit auf und die Nachtwache endet mit dem Sonnenaufgang. Mit der Morgendämmerung ändert sich auch die Farbe des Meeres wieder von einem unfreundlichen grau in ein tiefes blau. Seit zwei Tagen haben wir nun auch kein anderes Schiff mehr gesehen. Zuvor war es meist ein Frachter am Tag, der auf den Instrumenten erschien oder sogar in Sichtweite kam. Wir fahren trotzdem nachts mit ordentlicher Beleuchtung und senden unseren Standort an alle im Umkreis von 30 Meilen – auch wenn da wahrscheinlich niemand ist.
Andreas hat errechnet, dass wir seit unserem Start auf La Palma mit im Schnitt genau 5kn (also 120sm in 24 Stunden) voran gekommen sind. Wir haben also den etwas langsameren Start durch die gute Geschwindigkeit der letzten Tage wieder gutmachen können. Auch aktuell kommen wir mit etwas mehr als 5kn voran, so dass wir uns vielleicht sogar einen kleinen Vorsprung für die eine oder andere Flaute herausfahren können. Bis zur Südspitze von Martinique sind es in diesem Moment noch 1.470sm. Zurückgelegt haben wir bis jetzt schon 1.310sm. Also ist heute am frühen Abend die Hälfte der Strecke geschafft – Bergfest!
Viele Grüße von unterwegs und bis bald zum nächsten Bericht von Bord der Atlantic Rose!